Wer sich mehr Bewerber wünscht, muss sichtbarer werden
Es war ein Hörsturz, der Tischlermeister Daniel Helm zum Umdenken bewegte. Er stellte sich die Frage, wie er Prozesse, die ihn täglich viel Zeit kosteten und nicht immer etwas brachten, automatisieren könnte. Eine Antwort auf diese Frage fand er im Online-Marketing. Das nutzt er heute sehr erfolgreich zum Verkauf seiner exklusiven Möbel und Innenausstattungen und zum Onboarding neuer Mitarbeiter. Eine Idee, die ich so einfach wie genial finde, dass ich mich unbedingt mit Daniel Helm unterhalten musste.
Felicia Ullrich: Herr Helm, das Handwerk jammert immer, dass es so schwer ist, Auszubildende zu finden und es immer weniger Bewerbungen für handwerkliche Berufe gibt. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Daniel Helm: Es mag ungewöhnlich klingen, aber ich habe eher zu viele Bewerbungen als zu wenig. Im letzten Jahr hatte ich auf zwei Ausbildungsstellen 120 Bewerbungen. Dieses Jahr sind es schon 50 und es ist noch kein Ende in Sicht. Und das ist nicht nur so bei den Auszubildenden, auch bei den Fachkräften haben wir keine Probleme, neue Mitarbeiter zu finden.
Felicia Ullrich: Das ist ja eher ungewöhnlich. Was glauben Sie, machen Ihre Handwerkskollegen falsch oder was machen Sie anders?
Daniel Helm: Wenn Sie sich mehr Bewerber wünschen, müssen Sie als Unternehmen sichtbarer werden. Durch unsere vielen Online-Marketing-Aktivitäten bei Facebook, Instagram und YouTube sind wir sichtbar – für unsere Kunden und für unsere Bewerber. Natürlich schalten wir auch Stellenanzeigen bei der Handwerkskammer oder der Arbeitsagentur. Aber durch unsere starke Social-Media-Präsenz können sich die Bewerber schon ein gutes Bild machen, noch bevor sie überhaupt bei uns waren.
Felicia Ullrich: Wer nach HELM design sucht, findet Sie. Mit vielen Videos und Informationen rund um die Innenausstattung. Das ist für einen Tischlermeister schon eher ungewöhnlich. Aber Sie gehen noch weiter und nutzen das Online-Marketing und die Videos auch für das Onboarding. Wie machen Sie das?
Daniel Helm: Wir lassen den Bewerbern nach Unterschrift des Arbeits- oder Ausbildungsvertrags automatisiert Videos zum Unternehmen zukommen. Den Prozess und die Menge an Videos definieren wir einmal im System – und der Rest erfolgt dann automatisch. Die Anzahl der Videos ist abhängig von der Art der zukünftigen Tätigkeit. Die Azubis bekommen zurzeit noch weniger Videos als zukünftige Fachkräfte, denen wir auch die Maschinen ausführlich in Videos vorstellen.
Im ersten Video zeigen wir zum Beispiel, wo man hier im Umfeld etwas zu essen bekommen kann und welche Werksverkäufe es im Umkreis unseres Unternehmens gibt. Wir machen die zukünftigen Mitarbeiter und Azubis mit dem Unternehmen und seinem Umfeld vertraut. In weiteren Videos stellen wir den Maschinenpark vor oder geben Sicherheitsunterweisungen.
Felicia Ullrich: Die Azubis bekommen noch weniger Videos. Heißt das, Sie wollen die Anzahl erhöhen?
Daniel Helm: Ja, denn unsere Fachkräfte haben bemängelt, dass während sie morgens die Autos fertig machen, um zu Kunden zu fahren, die Azubis meist einfach nur herumstehen und die Zeit totschlagen. Das nächste Video soll zeigen, wie die Azubis diese Zeit produktiv nutzen können, indem sie zum Beispiel das Auto aufräumen oder unter der Maschine fegen.
All das, was wir in den Videos vermitteln, gibt es auch in einem Handbuch. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass das nicht immer gelesen wird. Hier sind die Videos wesentlich zielgruppenfreundlicher. Übrigens überprüfen wir mit einem Test nach der ersten Woche, ob die Inhalte der Videos und des Handbuchs von den Mitarbeitern bzw. Azubis auch beherrscht werden.
Felicia Ullrich: Unsere Azubis fanden die Idee total super, weil sie meinten, sie würden sich weniger fremd fühlen, wenn sie am ersten Tag kommen. Der eine oder andere Ausbilder wird jetzt vielleicht denken, dass Sie da einen sehr großen Aufwand betreiben. Wie viel Zeit brauchen Sie für ein Video?
Daniel Helm: Im Durchschnitt fünf Minuten. Da betreiben wir keinen großen Aufwand. Wenn ich mich mal verspreche, lasse ich das Video trotzdem weiterlaufen. Im wahren Leben versprechen wir uns ja auch. Das macht die Videos authentisch. Bewerbern oder zukünftigen Mitarbeitern jedes Mal das Gleiche zu erzählen, ist auf jeden Fall deutlich zeitintensiver. Für den Versand der Mails nutzen wir eine Software, die die ganzen Prozesse automatisch steuert.
Felicia Ullrich: Herzlichen Dank für das interessante Interview, Herr Helm.
PS: Ein toller Unternehmer und ein beeindruckendes Unternehmen. Zum Abschluss des Gesprächs habe ich eine Rose bekommen – die bekommt jede Dame, die zu HELM design kommt. Gefallen hat mir auch sehr, dass Herr Helm seinen Mitarbeitern einerseits eine hohe Wertschätzung entgegenbringt und sich Gedanken macht, wie er die Arbeit positiv gestalten kann (auf Wunsch der Mitarbeiter gibt es zukünftig ein Bällebad), es andererseits auch sehr klare Regeln gibt.
Wer als Praktikant zu spät kommt, braucht am nächsten Tag gar nicht erst wiederzukommen. Unzuverlässigkeit ist ein No-Go. Schulnoten spielen für ihn keine Rolle, soziale Kompetenzen und die Motivation sind für ihn viel entscheidender.
Kleiner Tipp: Sie fragen sich, mit welcher Software sich solche Prozesse steuern lassen? Zum Beispiel mit Programmen wie Mailchimp oder Klick Tipp.
Und falls Sie wissen wollen, wie Daniel Helm das so macht: Unter www.helm-einrichtung.de können Sie Herrn Helm, das Team, seine exklusiven Möbel und seine Videos unkompliziert kennenlernen.