Gutes Onboarding für alle – Azubis, Ausbilder und Ausbildungsbeauftragte
Warum Onboarding für alle? Ausbilder und Ausbildungsbeauftragte kennen das Unternehmen doch. Onboarding sollte mehr sein, als dass die Azubis das Unternehmen kennenlernen. Jeder Ausbildungsstart ist für alle ein Neuanfang – für Azubis, Ausbildende und alle anderen Mitarbeitenden im Unternehmen.
Gutes Onboarding bedeutet, dass alle in ihren neuen Rollen ankommen und sich wohlfühlen. Das beste Onboarding-Event nützt nichts, wenn der Azubi in der Fachabteilung Ablehnung erlebt. Wir gehen noch einen Schritt weiter: Onboarding endet nie.
Warum und wie wir alle mitnehmen, dazu haben wir uns Tipps von einem erfahrenen Ausbildungsprofi geholt. Dr. Loert de Riese-Meyer (Aus-Bildungsmanagement) hat jahrzehntelang die Ausbildung der Henkel KGaA verantwortet. Als Ausbildungsmanager stellt er seine Expertise heute Unternehmen und uns von u-form zur Verfügung.
Felicia Ullrich: Loert, Ist gutes Onboarding nicht nur Aufgabe der Ausbildungsleitung?
Dr. Loert de Riese-Meyer: Kurz gesagt: Nein! Das erfolgreiche Onboarding von Azubis ist entscheidend für ihre Zufriedenheit und die langfristige Bindung an das Unternehmen. Onboarding ist mehr als ein erstes Kennenlernen und Events. Alle an der Ausbildung Beteiligten sind gefragt – kurzfristig und langfristig.
Felicia Ullrich: Wie langfristig? Geht es nicht nur um das erste Kennenlernen des Unternehmens?
Dr. Loert de Riese-Meyer: Bei jedem Abteilungswechsel findet ein Onboarding statt. Natürlich wird es leichter, wenn Azubis das Unternehmen einmal kennengelernt haben. Aber jede neue Abteilung ist ein wichtiges Puzzlestück im Onboarding-Prozess vom Azubi zur Fachkraft. Die gesamte Ausbildung dient der Gewinnung des zukünftigen Fachkräftenachwuchses. Deshalb sind die vor Ort ausbildenden Fachkräfte – kurz ABB genannt – entscheidende Player für ein gutes Onboarding.
Felicia Ullrich: Und so gut läuft es scheinbar nicht. Zwar gehen 73 % der von uns befragten Unternehmen davon aus, dass ihre Azubis nach der Ausbildung bleiben wollen. Aber nur 45 % der befragten Azubis hegen diesen Plan.
Dr. Loert de Riese-Meyer: Deshalb wird es Zeit, Onboarding größer, länger und umfassender zu denken. Jeder Abteilungswechsel, jeder Karriereschritt heißt, irgendwo neu an Bord zu gehen.
Felicia Ullrich: Wo siehst du Aufgaben und Möglichkeiten der Ausbildungsbeauftragten?
Dr. Loert de Riese-Meyer: Ich habe dir sechs exemplarische Beispiele mitgebracht, wie die ausbildenden Fachkräfte den Azubis einen guten Start ermöglichen können.
6 Tipps einen guten Ausbildungsstart
- Herzlicher Empfang: Zeigen Sie den Azubis, dass sie bei Ihnen willkommen sind. Sei es mit einer Karte, einem Blümchen oder etwas zu naschen. Gehen Sie mit dem Azubi herum und stellen Sie alle Teamkollegen vor. Geben Sie den Kollegen vorher Bescheid, wann der Azubi zu Ihnen kommt und wie er heißt. Ausgedruckte Namensschildchen helfen den Azubis, sich die vielen neuen Namen zu merken.
- Begleitung durch den Tag: Begleiten Sie die Auszubildenden während ihres ersten Arbeitstages in der Abteilung. Zeigen Sie ihnen den Arbeitsplatz, erklären Sie die Abläufe und beantworten Sie ihre Fragen.
- Feelgood-Atmosphäre: Schaffen Sie eine positive Atmosphäre, in der sich die Auszubildenden gut fühlen. Kleine Gesten wie ein Begrüßungskaffee oder das gemeinsame Mittagessen bewirken viel.
- Aktive Unterstützung: Bieten Sie Hilfe bei Fragen zur praktischen Ausbildung, zu Materialien für die Berufsschule oder eventuell Tipps zu Freizeitaktivitäten gegebenenfalls im neuen Wohnort an.
- Ansprechende Aufgaben: Auch in der Versetzungsphase muss ausgebildet und gearbeitet werden. Dabei ist es wichtig, dem Nachwuchs spannende Aufgaben zu geben. Aufgaben, die sie herausfordern und ihnen bei Freunden und Bekannten Anerkennung verschaffen.
- Konstruktives Feedback: Konkretes Feedback nach Abschluss aller Aufgaben gibt den Auszubildenden die Chance, sich positiv weiterzuentwickeln. Dazu erhalten sie die Sicherheit, das Richtige zu tun und auf einem guten Weg zu sein.
6 wertschätzende Tipps für das ausbildende Fachpersonal
Die Aufgabe der Ausbildungsbeauftragten wird oft als selbstverständlich angenommen und damit zu wenig wertgeschätzt. So gaben in den Azubi-Recruiting-Trends 2023 nur 17 % der Ausbildenden an, dass die eigene Arbeit anerkannt und wertgeschätzt wird.
Hinzu kommen eine steigende Arbeitsdichte und der Umgang mit der anders denkenden und handelnden Gen Z. Das führt zu Unsicherheiten und dem Gefühl, der Aufgabe Ausbildung nicht gewachsen zu sein. Wer sich neben seinen Kernaufgaben noch um Azubis kümmert, hat mehr als ein „Danke“ verdient.
Deshalb kommen hier 6 wertschätzende Tipps für das ausbildende Fachpersonal:
- Info-Nachmittag: Was gibt es Neues im Rahmen der aktuellen Ausbildung? Innerbetrieblich, arbeitszeitmäßig, welche Sorgen gibt es vor Ort, welche Erfolge gibt es zu feiern?
- ABB-Stammtisch: Einrichtung eines z.B. monatlichen Jour fixe mit interessierten ABB zum Mittagessen oder in der Frühstückspause.
- ABB-Hotline: Angebot exklusiv für ABB bei Fragestellungen oder Unsicherheiten vor Ort, um deren Mitarbeit effizient und wertschätzend zu begleiten.
- Wertschätzung: vermitteln Dies kann durch vielfältige Mittel erreicht werden: Ehrungen für 10 oder 25 Jahre Ausbildungsbegleitung, Ansprache der Unternehmensleitung, persönliche Beiträge im Intranet, Fotoshooting für Marketingkampagnen, kleine Geschenke, …
- Ideenwettbewerb: Wie kann die Ausbildung oder deren positive Wirkung auf Interessierte innerhalb und außerhalb des Unternehmens verbessert werden? Ehrung der Ideen durch die Geschäftsleitung.
- Fortbildung: Auffrischung der pädagogischen oder rechtlichen Kenntnisse bzw. Unterstützung bei einer möglichen Beurteilung von Auszubildenden, u.v.m.
Felicia Ullrich: Fortbildung ist ein guter Stichpunkt. Loert, hast du uns dafür auch etwas mitgebracht?
Dr. Loert de Riese-Meyer: Für umfangreiche Seminare oder Webinare fehlt im Ausbildungsalltag oft die Zeit. Daher haben wir etwas für Sie vorbereitet: das u-form E-Learning für Ausbildungsbeauftragte.

Warum ist das Thema Onboarding so wichtig?
2023 ist der Anteil der Azubis, die ihren Ausbildungsvertrag vorzeitig lösen, erneut gestiegen. Ein Ausbildungsabbruch kostet Zeit, Nerven und Geld. Daher lohnt es sich, in gutes Onboarding zu investieren und dauerhaft dranzubleiben.
Wie das gelingt? Das E-Book: Onboarding bietet wertvolle Einblicke und hilfreiche Tipps, um den Einstieg neuer Azubis erfolgreich zu gestalten. Erfahren Sie, warum strukturiertes Onboarding wichtig ist, und wie sich Azubis ihr Onboarding laut der Studie Azubi-Recruiting Trends wünschen.
Neben vielen Tipps erhalten Sie eine praktische Checkliste zum Pre- und Onboarding. So verhindern Sie Ghosting, reduzieren Ausbildungsabbrüche und stärken Ihren Employer Brand.
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